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Susi & Rolli


Jeder kennt die Werbung, die im Briefkasten landet. Oft sind Faltblätter über Fachmärkte mit betont niedriger Intelligenz und knappen Kassen dabei, die ausgiebig über Computer und andere elektronische Spielzeuge informieren. Manchmal habe ich aber den unbestimmten Eindruck, dass hier Elektronik mit Automobiltechnik verwechselt wird. Der Männlichkeitswahn PS-starker Untersätze, deren Bodenfreiheit mit dem Intelligenzquotienten des dazugehörigen Fahrers konkurriert, wird in metaphorischer Weise auf Technik übertragen, die ursprünglich nur als Bürotechnik konzipiert war. Ein anderes Extrem ist die Entwicklung von menschlichen Gefühlen zu einer Maschine, die wie im wahren Leben bei Enttäuschung zu regelrechten Überreaktionen aus Frust führt, die für beide Seiten nachhaltige Folgen haben können.

Ich möchte mich an diesem "Wettrüsten" nicht beteiligen, zumal meine individuelle Konfiguration hier spätestens in einigen Jahren Standard sein wird und somit mehr oder weniger "nur" gewöhnlich ist. Deshalb mal ein etwas anderer Überblick in bezug auf die Arbeitsweise der Technik bzw. den Erfahrungen, die ich im Umgang damit gewonnen habe - Ähnlichkeiten mit aktuellen Situationen oder Personen sind unbeabsichtigt und wären rein zufällig ....

Es ist wie beim Märchen der beiden Königskinder, Mac und Windows sollen nicht zueinander kommen können - ein vor allem von der Industrie gut gepflegtes Gerücht; irgendwo soll ja jeder fein die Produkte des jeweiligen Systems kaufen. Programmtechnisch mag das noch stimmen*, aber wichtiger sind letztenendlich die Ergebnisse beim Arbeiten mit den Programmen: die Daten. Diesbezüglich hielten beide Systeme einige Überraschungen bereit.
Räumlich unmittelbar nebeneinander angeordnet, bräuchte zumindest einer von beiden nicht schwimmen oder tauchen gehen, um noch mal auf das Gleichnis mit den Königskindern zurückzukommen. Auf der anderen Seite bedeutete die Zusammenstellung der Technik einiges an Vorarbeit und Information, die mir, dem alten User, etwas Kalk aus dem Oberstübchen hat rieseln lassen.

Gestatten Sie erst einmal eine kurze Vorstellung: Susi, hoch aufgeschossen, kurze Beine, Rolli hingegen gedrungen und schwer, wobei er mit 30 kg schon fast an der Übergewichtsgrenze liegt. Dementsprechend glubschäugig schaut er in die Welt (20 Zoll), während Susi mit zusammengekniffenen Augen (17 Zoll) nichts Grelles mag. Da sie deswegen die Sonne meidet, ist sie ein wenig bleich wie die anderen grauen Büromäuse, wohingegen Rolli ein wenig eitel ist und auf sein designtes Äußeres Wert legt. Ein durchwirktes Aluminiumgehäuse unterscheidet ihn deutlich von Susi; es ist offensichtlich wie im Tierreich, wo zumeist auch das Männchen das leuchtendere Federkleid hat. Dafür ist er bei der Arbeit schön ruhig. Mit seinen 7 Lüftern unter dem Tisch beginnt er erst zu keuchen, wenn er Schwerstarbeit wie Videos encodieren oder DVD's brennen zu leisten hat. Dann möchte man ihn aber in Ruhe lassen, obgleich er über die Kraft der 2 Herzen mit je 2 GHz verfügt - mehr geht nicht. Susi mit ihrem langsameren Alternativ-Herz (AMD, 1,3 GHz) schnattert für ihr Leben gern, wobei der einzige Lüfter keinen Unterschied macht, ob gearbeitet wird oder nur der Bildschirmschoner läuft. Wenn es allerdings an ihre inneren Werte geht, gibt sie sich sehr zugeknöpft, täuscht gern mal Geschäftigkeit vor und öffnet sich erst dann, wenn bei ihr mehr als eine Schraube locker ist. Rolli andererseits hat nichts zu verbergen, sein ohne Werkzeug zu erreichendes, aufgeräumtes Innere zeigt, daß er auch nur mit Wasser kochen kann.

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Obgleich aus verschiedenen Welten mit jeweils markantem Aussehen einträchtig nebeneinander: rechts Susi (mit Rollen) - links Rolli (ohne Rollen), der sich dadurch etwas behindert vorkommt.

Da wie in jedem Netzwerk die eindeutige Zuordnung der Einheiten sehr wichtig ist, legen beide Wert auf auf ein aufgeräumtes Umfeld. Susi ist in dieser Beziehung recht einfallslos und kennt in ihrem Schlankheitswahn nur die Laufwerke A bis I (mit zusammen 40 GB), Rolli hat sich in latenter Omnipotenz dagegen eine komplette eigene Welt erschaffen - wo auf der Erde ganz normal gestartet und gearbeitet (160 GB), in der Hölle rumprobiert wird (250 GB) und im Shangri-la (200 GB) abgeschlossene Projekte von z.B. mit der Eisenbahn spielenden Normalverrückten oder Systemsicherungen als Konserven für schlechte Zeiten abgelegt werden.

Inzwischen (2010) ist der Vorrat an externen Festplatten auf inzwischen ca. 15 mit zusammen ca. 5 TByte Datenkapazität angewachsen. Berücksichtigt man, daß der NASA 1969 bei ihrem ersten Mondflug für dieses riskante Unternehmen lediglich 2 TByte Festplattenspeicherplatz zur Verfügung standen, kann man ob der Paranoidität dieses verkalkten Users nur den Kopf schütteln, weil er selbst auf dem Klo eine aktuelle Sicherheitskopie seiner Daten stationieren möchte.

Dabei kann Rolli mit 4,5 GByte RAM tief Luft holen und seine Muckis rollen lassen, wogegen Susi mit 256 MB ein geradezu zartes Wesen ist, die sich ihre Haare föhnen lassen kann, wenn Rolli einmal Luft holt. Trotzdem droht Susi Kraft ihrer Wassersuppe Rolli immer, er solle ja nicht abbauen. Sie ist zwar recht intelligent, mit ihrem IDE-Bus aber ab und zu ganz schön begriffsstutzig, Rolli dagegen mit seinen 1 GHz Busgeschwindigkeit im PCI-X-Bus bei 64 Bit Verarbeitungsbreite ein recht flottes Bürschchen. Susi plagt sich bei der Abarbeitung von Systemsignalen immer noch mit ihrem aus alten DOS-Zeiten bekannten Tortenstück-Prinzip genannt IRQ's herum, wo sie von jedem nascht, sich dabei öfters mal etwas verschluckt und feststellt, daß dies auf Dauer nicht gut für ihre Linie ist. Rolli dagegen ist das egal; gemäß dem Konzept von UNIX ist jedes Peripheriegerät auch nur eine "Datei", die Daten zur Verfügung stellt. Sie ist im System "angepinnt" und sollte mal eine Komponente spinnen - gewissermassen "abgerissen" werden - , wird sie neu gemountet, ohne dabei das System in den Orkus zu ziehen.

Als Dame von Welt ist Susi blond und zickig, denn trotz einer etablierten Verbindung über Ritter Blauzahn meckert sie beim Dateiaustausch ständig an Rolli rum, weil er ihr ständig Dateien schickt, die sie angeblich nicht kennt getreu dem Motto "Was interessiert mich der Sch***, den ich gestern erzählt habe - heute ist heute". Das regt Rolli aber inzwischen nicht mehr auf, sondern erträgt es mit stoischer Gelassenheit - er läßt Susi quasseln und schickt sie trotzdem durch. Andersrum gibt es merkwürdigerweise(?) keine Probleme - warum auch? Männer sollen zuweilen weniger Verständigungsprobleme haben, wenn die Regierung sprich "Frauchen" was wichtiges zu sagen hat. Erst, wenn sie an die Netzwerkleine genommen wird, arbeitet sie mit Rolli problemlos zusammen. Was Wunder - in ihrem alten, eng sitzenden Kleid von Windows 98 SE wirkt sie zusammen mit ihren mageren Speicher nicht mehr zeitgemäß etwas kurzatmig und unflexibel, mehr als 512 MB sind aber nachgewiesenermaßen nicht sinnvoll (siehe auch hier oder hier). Ein neues Kleid wie z.B. Windows XP paßt ihr wegen einer Treiberallergie ihrer AV Master 2000 gegenüber der neuesten Haute Couture aus Redmond nicht mal abgesehen davon, daß der verkalkte User zudem ziemlich geizig ist. Infolge des riesigen Vorbaus dieser Karte ist sie sehr pingelig bei der Auswahl ihrer Wohnung und gibt sich nicht gern mit jeder anderen Karte als Nachbarn ab. Neue Technik erkennt sie erst nach zeitraubenden und nervtötenden Installationsarien, wobei es aufgrund von Gerätekonflikten noch Zoff mit Nachbars bzw. dem Hausmeister geben kann; bei Rolli reicht Anstöpseln und Loslegen. Susi schmückt sich mit einer Menge Anschlußkabel - zahlreiche Strippen (16) verbinden sie und Komponenten mit der Außenwelt, wobei Rolli sich mit einem Mindestmaß (10) begnügt und stattdessen auf sinnvolle Kombinationen (z.B. DVI) Wert legt.

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Ein Blick ins Innere von Rolli. Nicht nur, daß es hier sehr aufgeräumt aussieht, die ausgereifte Konzeption zeigte sich auch beim kürzlichen Einbau einer 2. Festplatte (rechts oben). Rolli hatte die notwendigen Befestigungsschrauben bzw. Anschlußkabel bereits an Bord. Der Einbau dauerte somit lediglich ca. 3 min.

Beim normalen Betrieb überschätzt sich Susi als Egozentrikerin zuweilen in ihren Möglichkeiten, geht dann in sich und möchte von der schnöden Außenwelt absolut nichts mehr wissen. Nach einem Reset-Weckerklingeln dauert es dann immer einige Minuten, bis sie mit "Scandisk" festgestellt hat, dass sie noch "alle" beisammen hat; einer Zeit, die Rolli als Gelegenheit nutzt, um ein kleines Nickerchen zu machen oder im Briefkasten nachzusehen. Dabei siebt er dann den Müll aus, der für Susi ungesund sein könnte. Da es dort überhaupt sehr gefährlich geworden ist, darf Susi auch nicht mehr allein raus - sie könnte sich sehr schnell eine Viruserkältung holen oder muss anschließend eine Wurmkur machen. Deshalb läßt sie der verkalkte User nur noch zusammen mit Rolli raus. Rolli erweist sich aber als Kavalier und hält den Firewall-Schirm. Somit braucht Susi beim Ausflug ins Netz keinen zusätzlichen Schirm mitnehmen und kann nach Herzenslust auch dort shoppen, wo der Aufenthalt teilweise finanziell unangenehme Folgen haben könnte. Da sie große und teure Sachen liebt, mit denen Rolli zwar nichts anfangen kann bzw. erst als Version für seine Umgebung teuer kaufen müßte und für die Susi eine Menge Geld zum Fenster rausschmeissen würde, bleibt es dann immer an Rolli als Aufgabe hängen, gleichgeartete Sachen zu finden, mit denen er wie auch sie etwas Sinnvolles zustande bringen können bzw. die für beide Freeware sind (NeoOffice / OpenOffice / Gimp für Mac OSX bzw. Windows).

Anfangs war Susi der Meinung, daß das, was nichts kostet, auch nichts wert sei. Sie hat sich aber inzwischen mit diesen Freeware-Programmen anfreunden können, nur der verkalkte User schaut zuweilen wie ein Schwein ins Uhrwerk. Konserven in Form von Starwriter-Dateien (Version 2.0) aus Anfang der 90iger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab sie Rolli zu essen, ohne sie vorher noch mal extra durch ein Filtersieb gießen zu müssen. Sogar dieser teilweise schwerverdauliche, winzige Weichkäse als *.wmv, *.doc oder *.pps kann Rolli ohne Schluckauf oder Durchfall genießen. Allerdings - ab und zu verschluckt sich auch schon mal Rolli und muss ein Programm unerwartet beenden, jedoch muss er infolge einer sinnvollen Speicherorganisation nicht plötzlich aufs Klo rennen wie Susi, die nach einem kräftigen schutzverletzenden Würfelhusten dort wieder von vorn anfangen darf - sie hätte vielleicht doch was richtiges lernen sollen.

Dritter im Bunde ist Leppi, der als Powerbook G4 schön klein und flach ist und somit auch ein Arbeiten dort ermöglicht, wo Susi und Rolli mit ihren ganzen Strippen nicht hinkommen können. Seine Geburt war etwas schwierig - die Hauptplatine war defekt und mußte noch mal nach Großbritannien für eine kleine Kur. Inzwischen genesen bearbeitet er wie Rolli und Susi Bilder, Musik und Filme. Allerdings versteht er sich mit mit Rolli geradezu blind in einer Art Telepathie, die unter normalen Bedingungen bis 50 m reicht. Inzwischen (2010) ist er nach 4 Jahren harter Belastung zum Mediencenter umfunktioniert worden. Eine neue Festplatte, die bestenfalls einen Appel und ein Ei kostet, schafft genügend Platz für Videos, selbstproduzierte Filme, allerlei Musik von Klassik bis Nu Jazz, sogar HDV-Videos vermag Leppi noch abzuspielen, auch wenn er dabei dicke Backen macht. Für einen Rechner, dessen technisches Design noch aus dem vorigen Jahrhundert stammt - eine straffe Leistung. Dies wüde bedeuten, daß Windows 98 mit einem Pentium III HDV auf DVI abspielen können müßte - spätestens hier dürfte dem eingefleischten Windows-User klar werden, daß sein System vielleicht nicht ganz das aktuellste ist.

Zum mobilen Schnittrechner ist nun "Lolli" mit der Kraft der beiden Herzen von je 3,06 GHz, einer ausreichend großen Festplatte und mit den Vorzügen eines neuen Systems avanciert - dem Schneeleoparden (Mac OSX 10.6). Netzwerkmäßig läßt er sich noch problemloser als seine Vorgänger Rolli und Leppi einbinden - im Finder (dem Dateimanager unter Windows vergleichbar) stecken neben dem komfortablen Durchblättern von Videodateien mittels Coverflow auch eine kleine Schaltfläche zur Bildschirmübernahme eines im Netzwerkes bekannten Rechners - so gewissermaßen en passant....

Jede Bildungseinrichtung, jedes Café oder auch nur der heimische Garten, die über WLAN verfügen, bieten ihm die Möglicheit, mit anderen Computern in Kontakt zu treten. Nur Susi nimmt ihn offensichtlich nicht für voll - für sie ist es doch eh nur Jungsspielzeug. Die Konfiguration des Netzwerks mit Rolli dauerte gerade mal 10 min, wobei 9 min auf das Konto der Begriffsstutzigkeit des verkalkten Users gingen - Kunststück - wahre Freundschaft gibt es halt doch nur unter Männern. Möchte Susi Rolli besuchen, muß er erst mit einer teuren Rose wedeln, wobei sie als mißtrauisches Wesen erst nachschaut, ob das auch wirklich eine Rose aus seinem Garten ist. Auf den Trick, auf dem Windows-Rechner einen Account identisch dem auf dem PowerMac anzulegen, wäre dieser verkalkte User nie gekommen. Dagegen macht sie weniger Spirenzien, wenn Müll aus dem Internet auf ihre Dateien zugreifen möchte mit dem Ergebnis, daß sie sich schnell mal einen satten Schnupfen holen kann. Putzig ist es aber, wenn Susi im Netz nach ihrem Lolli sucht - auch Computer sind doch nur Menschen.

Neben Susi, Rolli, Lolli und Leppi existiert noch als "Kleinst"rechner Trude, die im normalen Leben ein Handy (iPhone 4) ist, sich aber immer quäckend dort reinhängen muß, wo sich normalerweise nur Erwachsene unterhalten - deshalb hängt sie bei Lolli auch regelmäßig an der Strippe. Allerdings ist sie schon so groß, daß per WLAN (Wi-Fi) ins Netz gehen kann. Dank eines GPS-Moduls und Google Maps weiß Trude immer, wo sie ist - im Gegensatz zu diesem verkalkten User, der offensichtlich in zunehmendem Maße unter Alzheimer leidet. Einer findet also immer nach Hause. (-;

Die anderen Geräte wie Kameras, Videorekorder oder Stereoanlage füttern Leppi, Rolli, Lolli und Susi mit bewegten und Standbildern bzw. Tönen oder die drei kochen sie als Konserven auf runden Silberscheiben oder Kassetten ein. Die gute alte SCSI-Schnittstelle bei Susi hat diesbezüglich eine Sonderstellung, da sie sie selbst im Zeitalter von Firewire noch schlank und schnell macht. Ihre beiden Laufwerke sind durch den SCSI-Anschluß nämlich nicht ganz ohne. Wenn sie damit wackelt, rutscht bei Rolli die Intelligenz schnell mal in den Superdrive. Tja ... Kerle ... (-;

Susi steht auf ältere Männer und schaut sich mit dem Methusalem von Scanner (14 Jahre alt) zusammen gern gute Fotos an, was Rolli nur mit Hilfe der Videokamera kann. Sie findet es gut, dass Rolli so gut mit bewegten Bildern umgehen kann und nutzt seine Fähigkeiten zur Umwandlung von Clips in andere Video-Codecs, die sie erst mühsam aus dem Netz holen müßte und sie beim Laufen bremsen. Sie besitzt gegenüber Rolli den unschätzbaren Vorteil, altes Videomaterial aus analogen Quellen digitalisieren zu können, was ihr jedoch häufiger Kopfschmerzen einträgt, als ihr lieb ist. Mehr noch, durch ihre alte serielle Schnittstelle ist sie sogar in der Lage, den Telefonanlagen- bzw. Tauchcomputer auszulesen/zu konfigurieren, was Rolli mangels Software überhaupt nicht kann. In ihrem bis zur Arroganz neigenden Selbstbewußtsein, jetzt der einzig wahre Windowsrechner zu sein, holt sie dieser verkalkte User aber schnell wieder auf den Boden der Realität zurück, denn nun müssen beide arbeiten ... Susi? Suuusi? Suuuuuusiiii??? Also alles noch mal vorn, Schraubenzieher - Resetknopf....



Soviel aus der Märchenwelt (-; . Ich verkenne an der Stelle nicht, daß es auch unter Windows auf dem Gebiet Videoverarbeitung eine Reihe von leistungsstarken Werkzeugen gibt; allerdings schreckte mich die Vorstellung, jedes Mal vor dem Beginn eines Videoprojekts erst die Systemintegrität untersuchen zu müssen getreu dem abgewandelten Werbemotto: "Bastelst Du noch oder Arbeitest Du schon?" Mag sein, daß das aktuelle Windows inzwischen ein stabiles System geworden ist, letztenendlich ist es sowieso meist die Komponente vor dem Bildschirm, die ein System in den Abgrund treibt. Insofern ist und bleibt "Susi" auf absehbare Zeit ein probates Arbeitsmittel. Allerdings muß ich gestehen, daß ich wesentlich entspannter uund ruhiger lebe, seit die sensiblen Daten bei Rolli sicher verwahrt sind und Susi sich nur noch um die “Kleinigkeiten“ zu kümmern hat. Ich hatte es satt, immer wieder das Versuchskarnickel für die Firma aus Redmond spielen zu müssen, eine Entscheidung, die bei manchem Windows-User im besten Fall Unverständnis hervorruft, wie ein typisches Gespräch aus jenen Tagen zeigt:

Einen Bekannten, den man jahrelang nicht gesehen hat und nun unvermittelterweise im Supermarkt gegenübersteht, erinnert sich daran, daß ich mit dieser Technik zu tun habe und ein wenig in Eile stellt er seine Frage:

F: “Schön, daß ich Dich treffe - Du bist genau der Richtige; Du hast doch Ahnung von Computern. Ich habe da so ein Problem mit Windows....“
A: “Wenn es um XP geht - tut mir leid, da habe ich keine Ahnung... “- was auch stimmt, mein letztes eigen eingerichtetes Betriebssystem aus dem Hause Microsoft war Windows 98 SE. Erste Zweifel beim Gegenüber mit dem Hintergedanken - sollte ich in der Zeit, wo wir uns nicht gesehen haben, meine technische Perspektive wirklich so grundlegend geändert haben??(!) Ich war doch sonst immer auf dem neuesten Stand, was diese Technik anging...
F: “Aber Du hast doch noch einen Computer?“
A: “Nu abba sischer“ (leichtes Schmunzeln meinerseits)
Der Gegenüber überlegt kurz intensiv, um dann erfreut die Lösung zu präsentieren:
F: “Aaaaaah - Du hast Linux.....“
A: “Nö - dafür bin ich zu blöd und außerdem möchte ich nicht basteln, sondern arbeiten.“

Mit dieser Antwort bringe ich dann das mühsam aus der ComputerBILD angelernte Schmalspur-Computeruniversum des Fragenden endgültig zum Einsturz. Nicht, daß ich das vorsätzlich herbeiführen würde (oder wenn, dann nur ein klein wenig (-; ), aber für das Gros der Computeranwender scheint offensichtlich damit die Welt zuende zu sein. Sicher, ein Anwender, der mit seinem (störungsbehafteten) System umgehen kann, denn auch mit Fehlern kann man arbeiten, selbst wenn der Fehler Windows heißt (-; ; ist er immer noch besser dran als jemand, der es absolut nicht beherrscht - die Fähigkeiten im Umgang mit dieser Technik entscheiden heute mehr denn je über Wohl oder Wehe der eigenen beruflichen und persönlichen Entwicklung.

Aber es reicht halt nicht, wenn man sich bei solchen Computerläden wie ALDI, NORMA oder LIDL mit billiger Hardware eindeckt, feststellt, daß sie auf Dauer nicht das tut, was man von ihr will und es letztenendlich auf die Umgebung schiebt. Sich Zeit nehmen für diese komplizierte Technik, auch mal Knobeln und Herumprobieren sind in der heutigen hektischen Zeit, wie mir scheint, Fremdworte. Man hat es billig erstanden und nun soll es bitte auch funktionieren, egal wie.

Doch Geiz ist nicht immer geil (ich hasse diesen Werbeslogan!), sondern ich gönne dann jedem diese notwendigen (teuren) Wartungsstunden eines PC-Notdienstes am eigenen Rechner. Leistung und die damit verbundene Zeit sollte bezahlt werden - im Zeitalter der Egay- *räusper* EBAY-Gesellschaft fast schon ein Anachronismus. Letztenendlich wird sich jeder, der es nutzen möchte, die Frage stellen lassen müssen: Wieviel Rechner brauche ich eigentlich, um meine tagtäglichen Aufgaben zu erledigen? Manche brauchen dafür überhaupt keinen Rechner, was ich auch akzeptiere. Muss es aber im Falle dafür dann das Hyperdupersupersystem mit Grafikkarte mit Überschalllüftern zum Zocken mit eigenem kleinen Atomkraftwerk im Vorgarten sein, wo schon das Laden des Betriebssystems einen Gabelstapler als notwendige Systemanforderung voraussetzt; oder reicht ein einfacher kleiner Rechner, der mich aber zuverlässig meine beruflichen/privaten Aufgaben erledigen läßt, in das Internet und in Kommunikation mit anderen Menschen bringt, weil ich ihn problemlos in all seinen Möglichkeiten beherrsche? In dem Zusammenhang sollte mal daran erinnert werden, daß es sich bei dieser Technik ursprünglich nur um eine Schreibmaschine handelt(e)!

Diese grundlegende Erfahrung brachte mich zu dem Schluß, daß Windows mit all seinen Versionen eigentlich nur eine unendliche Ressourcenverschwendung darstellt -> die aktuelle Rechnergeneration für Windows Vista verlangt Speicher und Grafikkarten, die bereits im Leerlauf leistungstechnisch im Bereich eines kleinen Heizlüfters liegen(!), die man im Zug der Zeit zur Energieeinsparung als “schlechte Angewohnheit“ schnellstens abstellen sollte abgesehen von den teilweise nicht eruierbaren Fehlern, die im unpassendsten Moment die gerade mal nicht abgespeicherte Arbeit ins Datennirwana schickten. Mein diesbezügliches Schlüsselerlebnis war der 2. Schkeuditzfilm 2003, wo sich während des Filmschnittes Windows respektive der Registry komplett verabschiedeten (Treiberfehler). Nur eine sinnvolle Datenorganisation (irgendwann hatte man ja sowas mal gelernt (-; ) sorgte dafür, daß die aufgespielten Videoclips bzw. Schnittdateien davon nicht betroffen waren - 3 Wochen intensive Arbeit wären im anderen Falle umsonst gewesen. Aber nichtsdestoweniger dauerte es trotz Sicherung ein komplettes Wochenende und kostete einige graue Haare, bis alle angeschlossenen Geräte wieder problemlos funktionierten. Höchste Zeit also, über den Tellerrand zu schauen, was am Anfang gar nicht so einfach war. Jeder sogenannte “Computerspezialist“ war der Meinung, die Welt von Apple zu kennen - da gibt es kaum Software und im übrigen sind die eh bald pleite - und in diesem Dickicht von Vorurteilen und Halbwissen war es nicht einfach, sich eine einigermaßen aussagekräftige Position zu erarbeiten.

Die Entwicklung von Vista als Schreibmaschine mit einer Topspielegrafik (früher noch unter “Longhorn“ bekannt) mit immensen Hardwareanforderungen ließ mich aber stutzig werden - arbeitet in diesem Land überhaupt noch jemand, daß soviele Spielekisten konstruiert werden müssen? Der Eindruck täuscht zumindest gewaltig. Wahrscheinlich ist deshalb das Erstaunen/Entsetzen des nur Windows gewohnten Gegenübers dann maßlos, wenn ich ihm mitteile, daß ich mit dem angebissenen Apfel arbeite und nicht spiele. Berücksichtigt man noch die Vielzahl von Malware unter Windows-Systemen, müßte das inzwischen auch den eingefleischtesten Windows-User aus seiner geistigen Bequemlichkeit hochschrecken und nach Alternativen suchen lassen, um die tagtäglichen Aufgaben (Office, Grafik, Video, Internet) ohne Störungen von aussen bewältigen zu können. Zumindest existieren neben der bekannten Alternative von Linux/Apache vielfältige Möglichkeiten für Betriebssystemalternativen. Schon aus diesem Grund soll der gründliche Schnitt des Systemwechsels, vor dem ich lange geschwankt hatte und 2 Jahre lang Verkäufer in Apple-Läden malträtierte (-; , konsequent sein und nirgendwo ein Hintertürchen offenlassen, was zum Einbruch einladen könnte.

Monokulturen, so bequem sie auf den ersten Blick auch scheinen mögen, sind auf Dauer ungesund; eine Weisheit, die schon seit langem aus der Landwirtschaft bekannt ist. Da hilft auch der Hinweis auf Standards nichts - Microsoft hält sich teilweise noch nicht mal an die eigenen bzw. versucht neue, proprietäre durchzusetzen. Meiner Erfahrung nach konnten z.B. alte WORD-Dateien von Openoffice problemlos geöffnet werden, woran die aktuelle WORD-Version sich die Zähne ausbiß. Apple hingegen achtet streng auf die Einhaltung bestehender Standards - ebenfalls eigene Erfahrung nach einigen Jahren DVD-Erstellung. In der Zwischenzeit gab es 3 verschiedene Versionen des Windows Media Players, dessen Dateien untereinander schon einige Schwierigkeiten hatten.

Solange aber Marktanteile mit Standards oder Sicherheit verwechselt werden, wird sich für meine Begriffe an der "Lernresistenz" von Microsoft weg vom geheimnisumwitterten fehlerimmanenten Einheitsbrei hin zur durch offenen Disput gefestigten Vielfalt, wo kritische Fehler schnell erkannt und beseitigt werden können, nichts ändern - im Gegenteil - ich sehe sie sogar als gefährlich an, weil auf diese Weise eine einfache Gleichschaltung von Meinungen und der Einbruch in die Privatsphäre der Menschen ermöglicht wird (George Orwell läßt grüßen!). Und gerade die sollte laut Grundgesetz Artikel 10 auch im Zeitalter der Informationstechnologien geschützt bleiben.

Ein anderer Aspekt berührt den sensiblen Bereich der am Computer geschaffenen Werke. Um es vorweg zu nehmen, ich bin kein Freund von Raubkopien oder dergleichen bzw. ich lege Wert darauf, daß den Autoren das Geld zukommt, was sie sich durch ihre geistige Arbeit hart verdient haben. Allerdings sehe ich die Gefahr, daß durch Software-Patente oder die Schaffung proprietärer Produktstandards (wmv = Videodatei für Windows - halte ich für ein typisches Beispiel dafür) Wissen und Dokumente vereinnahmt werden, die als Gemeingut der Menschheit gehören. Kleines Beispiel gefällig? Kein Problem.

Sie haben aus Ihrem weitläufigen Bekanntenkreis z.B. aus Japan ein teures Gerät erhalten, das so neu ist, daß dessen Bedienungsanleitung nur in japanisch vorliegt. Nun hatten Sie in der letzten Japanisch-Stunde gerade gefehlt und lassen sich das Schriftstück von einem (teuren) Übersetzer ins Deutsche übertragen, als WORD-Dokument abspeichern und Freunden zugänglich machen. Soweit, so gut.
Utopisch? Na gut - Sie haben recht - Sie würden das im multimedialen Zeitalter sowieso nicht mehr aufschreiben, sondern cool und lässig per Video-Chat von jemanden, der japanisch kann, erklären lassen, der sich mit sowas auskennt und dies mit einer DigiCam bzw. als Stream als Foto/Video aufnehmen vor allem, weil Bilder sowieso mehr als 1000 Worte sagen. Auf der Festplatte oder auf Silberscheibe archiviert, kann es jederzeit und überall gelesen oder abgespielt werden.
Jederzeit und überall? Nach 2 Jahren müssen Sie wieder an das Gerät und - richtig - da war ja die Bedienungsanleitung als Text-/Video-Datei schön als Sicherheitskopie auf CD/DVD gespeichert. Nur - sie lässt sich merkwürdigerweise nicht mehr öffnen, weil WORD bzw. der Windows Media Player festgestellt haben, daß Ihre Nutzungsberechtigung letztes Jahr abgelaufen ist und Sie erst nach Zahlung einer entsprechenden Gebühr dort wieder rankommen. Sie meinen Utopie? Wenn es nach Bill Gates oder Steve Ballmer geht - keineswegs. Und überhaupt - bis Sie sich darüber morsch geärgert haben, hat so ein Dussel das sicher für lau ins Deutsche übersetzt und Sie brauchen das nicht mehr mal abgesehen davon, daß das Gerät dann sicher schon veraltet und neue Technik verfügbar sein wird...

Hier ist es nur eine simple Bedienungsanleitung, kritischer sieht es aber z.B. bei Dokumentationen oder anderen wichtigen Texten aus. Um es an der Stelle klar zu sagen - ich möchte Geld für die Nutzung des Werkzeugs, nicht aber für die Nutzung des damit geschaffenen Werkstücks bezahlen. Etwas weiter geht dieser vor allem sehr lesenswerte(!) Artikel hier, wobei die Allegorie von Softwarehäusern und Bordellen zwar eine gewagte, aber sehr interessante Feststellung ist (-; ... Schon deshalb gilt meine Sympathie und Unterstützung wie schon oben erwähnt Open Source-Projekten, wo Menschen Werkzeuge in die Hand gegeben bekommen und am elektronischen Wissen der Welt teilhaben können, die sich z.B. ein Betriebssystem oder Office-Paket von Microsoft nicht leisten können. Mac OS, das Betriebssystem von Rolli, setzt zum Beispiel auf dem Open-Source-Betriebssystem Darwin auf - ein wesentliches Argument für den Kauf des nicht gerade preiswerten Rolli. Nun gut - Sie sagen, so einen teuren Rechner brauche ich nicht und Open Source ist doch eh was für Spinner. Ok - dann sollten Sie sich aber auch diese Seite wegdenken - sie ist komplett auf Open Source-Informationen basierend erstellt worden...
Bestehen nach Genuß dieses zugebenermaßen nicht ganz einfachen Manuskriptes bei Ihnen noch Fragen zu diesem oder jenen Fachbegriff, empfehle ich Ihnen Wikipedia, einer Enzyklopädie, die übrigens auch Open Source ist (-;


* Ich gehe hier bewußt nicht auf VPC (Virtual PC) ein, einem Emulator für Windows-Betriebssysteme auf Mac OS. Dieser Emulator ermöglicht den eingeschränkten Betrieb von Windowsprogrammen auf einem Apple-Rechner, wobei die Betonung auf "eingeschränkt" liegt. Die Frage lautet an der Stelle: Wer möchte sich ernsthaft einen Mopedmotor in einen Porsche einbauen, um ihn damit dann beim Ausparken an die nächste Laterne zu setzen? Ich möchte mit meinem Rechner nicht rumärgern, rumbasteln, spielen, prahlen oder dergleichen, sondern wie schon oben gesagt - arbeiten.
Eine neue Entwicklung stellt die Implementierung von Intel-Chips dar. Mittels Boot Camp oder Parallels besteht inzwischen die Möglichkeit, mit 2 Betriebssystemen auf einem Mac zu arbeiten. Dies geht inzwischen sogar soweit, daß in "Parallels" der Programmstart von Programmen alternativer Betriebssysteme aus dem Dock heraus möglich ist bzw. dieser Dualboot ist bei der nächsten Version von Mac OSX "Leopard" bzw. "Schneeleopard" als Feature enthalten. Allerdings sollte man sich keiner Illusion hingeben, welche Bedeutung Windows für Apple hat (die Leute aus Cupertino leisten für den Murks ihrer Kollegen aus Redmond keinerlei Support) - nicht ohne keckem Seitenblick auf zum Teil fragwürdige Zustände im amerikanischen Strafvollzugssystem bekannt mit obigem Namen, mit dem man in diesem Fall ungezogenen Rechnern wie Susi ihre schlechten Manieren (= Windows) austreiben möchte .... (-;


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